Das Jahr 2021 ging so langsam zu Ende und ich bereitete mich hochintensiv auf meinen Winterschlaf vor. Da kam meine Freundin und Plagegeist „Elfriede die Eule“ angeflattert und meinte stolz, dass sie in der Natur einen ganz besonderen Schutz genieße. Auf meine Frage, wo sie denn den Unsinn her habe, sagte sie mir, dass ihr dies ein Jäger erzählt habe. Ich sagte ihr, hör mir auf mit Jägern, die schießen doch nur Tiere tot. Vor Schreck wäre Elfriede beinahe umgefallen und sprach ziemlich erbost: „Tadädus Du hast von Jägern keine Ahnung und davon ganz viel. Erkundige dich erst, bevor du urteilst“. Irgendwie musste ich dem Flattermann Recht geben. Also entschloss ich mich, mich kundigt zu machen. Ich begab mich zu einer der ältesten Jagdschulen, zur Jagdschule Roland Heller.
Die Jagdschule Roland Heller befindet sich in Rheinfelden/D. Und dort wurden schon über 1.000 Jäger ausgebildet. Für die, die in Mathematik nicht so gut sind: 1.000 ist ganz schön viel. Etwas mumlig war mir schon, als ich ich meinen zweitklassigen Fotograf und Chaffeur anwies, mich zur Jagdschule zu fahren.
Ich hatte Bedenken, mich abends als Bärenbraten in einer Pfanne wiederzufinden.
Dort wurde ich von dem Nicht-Teddy Roland Heller empfangen. Das ist ein Kerl wie ein Baum. In jedem Wald würde er glatt als Eiche durchgehen. Roland musste heftig schmunzeln, als ich ihm von meinen Vorurteilen berichtete. Und jetzt fing der Nicht-Teddy an zu erzählen. Er sprach über den Schutz der Natur insgesamt und besonders über den Schutz von Tieren, Pflanzen und Umwelt. Irgendwie fing mein Bild über Jäger an zu bröckeln.
Aber um mitreden zu können, entschloss ich mich spontan, für die nächsten sieben Monate die Jagschule zu besuchen.
Als ich dem Nicht-Teddy Roland erklärte, dass ich seine Schule besuchen wollte, meinte er spontan:
„Bisher habe ich alle Anwärter erfolgreich durch die Prüfung gebracht. Und dies wird mir auch mit dem berühmtesten Teddy der Welt gelingen.“
Hochfeierlich wurde mir die offizielle Mütze der Jagdschule überreicht.
Kurz danach erhielt ich auch noch noch jede Menge Bücher.
Voraussetzungen
- 96 Stunden Theoretischer Unterricht
- 48 Stunden praktischer Unterricht – dazu zählen
- Treibjagden
- Motorsägenlehrgang
- Revierarbeiten
- Exkursionen
- Fallenlehrgang
Außerdem
- Je 20 Schuss mit Pistole und Revolver
- 120 beschossene Wurfscheiben
- Mindestens eine Treibjagd
- Fallenlehrgang
- Hygieneschulung
- Seminar zur Trichinenprobeentnahme
Wie ihr seht, findet der Theoriunterricht in der Buttenbergschule in Inzlingen statt.Dort gehen wir zweimal in der Woche abends hin, immer von 19.00 bis 22.00 Uhr. Schließlich muss ich zum Schluß eine Prüfung in den Fächern:
Tierarten/Hege
Wildkrankheiten
Recht
Jagdhunde/Jagdbetrieb
Waffenkunde
schreiben.
Nach und nach werde ich euch meine Lehrer/innnen vorstellen:
Daniela Mayer
Hier seht ihr den Nicht-Teddy Daniela. Sie unterrichtet mich in den Bereichen Naturschutz, Jagdhunde und jagdliche Praxis.
Da sie zu Hause selbst ein paar Raubtiere (Hunde) hat, war sie sofort bereit, sich mit mir fotografieren zu lassen.
Daniela hatte von alles Ausbildern/innen die längste Anfahrt. Um uns was beizubringen fuhr sich zu jeder Unterrichtseinheit von St. Blasien nach Inzlingen.
Revierarbeit
Wisst ihr eigentlich, wie schön es morgens im Wald ist? Vermutlich nicht, weil ihr abends wieder zu lange vor dem Fernseher gehockt seid. O.K. mir ging es genauso. Aber glaub mir, morgens durch den Wald – es gibt nichts Schöneres. Bei der Revierarbeit lernt man z.B. den Bau eines Hochsitzes, Zäune werden repariert und Waldwege werden wieder begehbar gemacht.
Motorsägelehrgang
Da ich die Möglichkeit geboten bekam, einen Motorsägenlehrgang zu besuchen, habe ich da natürlich sofort mitgemacht. Dazu müsst ihr auch wissen, dass Berta, das alte Biberweibchen, immer damit angibt, wie toll sie Bäume umwerfen könne. Erst gab es einen ganzen Abend Theorie und am nächsten Tag schritten wir zur Tat. Und nach diesem Lehrgang kann mir das Biberweibchen überhaupt nichts mehr vormachen. Ich habe gesägt auf Borkenkäfer komm raus.
Und wenn ihr hier drauf klickt, kommt ihr zu den Bildern vom Lehrgang.
Michael Renz
Jetzt stelle ich euch meinen Freund und Nicht-Teddy Michael vor. Ich glaube er hat in seinem Körper kein Blut sondern nur Pulverdampf und Schmauchreste. Der arme Kerl war immer als Erster im Unterrichtstraum, weil er Büchsen, Flinten, Pisolen, Revolver und Muniion zu uns schleppte. Aber auch Zielfernrohre und Ferngläser brachte er an.
Er lernte uns alles über die Waffen. Und selbt ich kenne jetzt den Unterschied zwischen einer Kurz- und einer Langwaffe. Für alle Nichtwissenden ein kleiner Tipp, ich sage nur 60 cm.
Wenn ihr mit eurer Waffe nicht weiter wisst oder eine gute und ehrliche Beratung zu allem was Waffen betrifft benötigt, müsst ihr in Eschbach besuchen.
Ato Giaccone
Als richtiger Jägersmann/-frau muss man natürlich auch anständig Schießen können. Aber bevor wir den ersten Schuß abgeben durften, zeigte mir der äußerst symphatische Nicht-Teddy „Ato“ wie ich mit den Waffen umgehen muss. Ato hat ein unglaubliches Wissen und ich bin davon überzeugt, er kennt bei den Schußwaffen jede Schraube mit Vornamen und Gewindedrehung.
Das Schießen selbst brachten mir die beiden Nicht-Teddys Beatrix und Roland bei. Zu den beiden kommen ich aber noch ausführlich später.
Stellt euch vor, ich durfte mir aus diesem mächtig großen Tresor eine Waffe zum Schießen ausssuchen. Da ich ja nicht nur der berühmteste sondern auch der mutigste Teddy der Welt bin, nahm ich mir natürlich die größte Flinte aus dem Schrank.
War ein kleiner Fehler.
Denn hier seht ihr mich nach der ersten Schußabgabe.
Heiliger Hubertus hatte das Ding einen Rückschlag.
Onlineunterricht
Ich gebe zu, da habe ich mich geirrt. Ich dachte so eine Jagdschule ist bestimmt traditionell sehr altertümlich eingestellt.
Aber Pustekuchen.
Gelegentlich kann ein Schüler nicht in den Präzensunterricht kommen, weil es ihm zeitlich nicht reicht, er noch die Bügelwäsche machen muss oder weil es krankheitssbedingt nicht geht.
Mein zweitklassiger Fotograf und Chaffeuer hatte sich tatsächlich eine Männergrippe eingefangen und ich konnte trotzdem am Unterricht teilnehmen.
Die Jagdschule bietet doch tatsächlich die Möglichkeit des Onlineunterrichts an, so dass ich live am Unterricht per Internet mit machen konnte.
Von wegen altmodisch
Ende der Feistzeit
Als Feistzeit bezeichnet man die Zeit im Sommer, in der sich die Hirsche die Wampe richtig vollschlagen, um für die anstrengende Brunftzeit genügend Fettreserven zu haben. Bei den Nicht-Teddys ist diese Zeit zwischen dem 23. Dezember und 7. Januar. In dieser Zeit werden außer leckeren Weihnachtsgerichten auch jede Menge Weihnachsgebäck und gelegentlich sogar alkoholische Getränke zu sich genommen. Selbst Käse-Fondues in einsamen Hütten werden vernichtet. Aber am 8. Januar war Schluss mit diesem Luderleben.
Die Ausbildung zum Jungjäger ging weiter. Heute wurden Schutzhüllen um kleine Bäumchen gesetzt. Und damit nicht allzuviel verkehrt gemacht macht wird, gab es vom Rudelführer (roter Pfeil) eine Einweisung.
Die kleinen wehrlosen Bäumchen stehen bei den Rehen ganz oben auf dem Speiseplan und brauchen die Hilfe der Jäger um zu überleben.
Und während sich alle anderen Nicht-Teddys wieder einmal ausruhten war „Patrick“ einsam und verlassen im große Wald und hämmert ein Stöckchen nach dem anderen in die Erde.
Also eins muss ich den Nicht-Teddys lassen. Heute waren sie mal richtig fleißig. Insgesamt 1.400 (!) Schutzhüllen setzen sie. Damit wurden 1.400 kleine Bäumchen vor den Rehen geschützt.
Roland Wolkewitz
Roland ist ein ganz symphatischer Nicht-Teddy. Er ist zuständig für die Fächer Wildkrankheiten und Wildbrethygiene.
Wer in seinem Unterricht richtig aufpasst, weiß zum Schluß alles zu diesen Themen.
Und als zukünfitger Jägersmann bin ich auch ganz alleine dafür verantwortlich, dass ich ausschließlich gutes Fleisch liefer.
Beatrix Heller
„Trixi“ weiß wirklich, aber wirklich alles zu den Themen Federwild, Haarwild, Revierarbeiten und Land- und Waldbau.
Aber sie ist auch tüchtig bei der Schießausbildung dabei, egal bei welchem Wetter.
Beim Federwild und meinem Lieblingsthema Tauch- und Schwimmenten war ich gelegentlich der Verzweiflung nahe, aber sie hat es geschaftt, mir den Unterschied beizubringen. Eigentlich auch ganz einfach: Die Tauchente taucht, die Schwimmente nicht oder zumindest nicht richtig.
Besonders gern habe ich ihr zugehört, wenn sie abseits vom Lehrstoff von ihren Jagderlebnissen und ihren Erlebnissen in der Natur berichtet hat.
Da hätte ich stundenlang zuhören können.
Roland Heller
Hier seht ihr mich, mit dem Rudelführer der Jagdschule. Roland war als Jäger schon auf der ganzen Welt, und den umliegenden Ortschaften, unterwegs.
Roland muss sich wirklich um alles kümmern. Aber Gott sei Dank hilf ihm dabei auch „Trixi“.
Neben den Fächern Jagd-Waffen- und Tierschutzrecht lehrt er auch Jagdethik, leitet er die Jagdschule, die Schießaufbildung und kümmert sich um die Revierarbeit.
Was mir bei ihm unheimlich imponiert hat, wie er uns bei jeder Gelegenheit beigebracht hat, die Achtung vor dem Tier und der Natur nie zu verlieren. Jagd hat bei ihm in erster Linie mit Hege und Pflege zu tun.
Und Nerven aus Stahlseilen braucht er bei dem einen oder anderen Schüler auch.
Nachdem ich 7 Monate tüchtig gelernt hatte, bestand ich tatsächlich die Jägerprüfung.
Zunächst zeigte ich, wie toll ich in der Waffenkunde bin und anschließend schoss ich mit der Flinte und der Büchse nach Herzenslust.
Die Theorieprüfung mit 125 Fragen brachte ich auch hinter mir und sogar die mündliche Prüfung schaffte ich.
In einer Feierstunde, die vermutlich nur für mich veranstaltet wurde, wurde ich hochfeierlich in den Stand der Jäger aufgenommen.
Danksagung
Danke an Daniela Mayer, Michael Renz, Ato Giaccone, Roland Wolkewitz, „Trixi“ und Roland Heller. Ihr seid tolle Ausbilder.
Aber nicht nur euch werde ich wirklich vermissen. Vermissen werde ich auch meine Lehrgangsteilnehmer/innen. Es hat riesig Spaß mit euch gemacht.